Freerk Huisken

Schule im Kapitalismus

oder: Über die Produktion selbstbewusster Knechte...

...und natürlich auch: selbstbewusster Mägde. Die werden nicht übersehen, wenn es darum geht, die Leistungen zu würdigen, mit denen das Bildungssystem sich daran beteiligt, dass der Nachwuchs sich konstruktiv im Wirtschaftssystem, also der Marktwirtschaft, und im politischen System, also der Demokratie, betätigt.

So eine produktive Mitwirkung ist nicht ganz einfach, denn es muss von den Absolventen der Bildungseinrichtungen zugleich geistig und praktisch bewältigt werden, dass diese konstruktive Mitarbeit am nationalen Reichtum immer nur einige wenige reich macht, die Mehrheit aber lebenslang und wenig erfolgreich gegen ihren Geldmangel ankämpfen muss. Auch als Staatsbürger wird ihnen Ähnliches abverlangt: So müssen sie verarbeiten, warum ihnen die Demokratie alle vier Jahre Alternativen zur Bundestagswahl vorgelegt werden, welche regelmäßig zum Resultat hat, dass damit allein den gewählten Regierungen die Freiheit eingeräumt ist, ihre Bürger nach Recht und Gesetz für nationale Wachstumserfolge – wie etwa durch Schaffung eines Niedriglohnmarktes - und Souveränitätsfortschritte – wie etwa durch eine militärische „Zeitenwende“ - einzusetzen.

Es ist nicht zu sehen, dass große Teile des ausgebildeten Nachwuchses gegen solche Mitarbeit, die ihre Stellung als nützliche Mitglieder des hiesigen 'Freiheitsstalls' (H.Heine) affirmiert, praktisch wesentliche Einwände geltend machen.

Und das ist zu großen Teilen einem Bildungssystem zu danken,

  1. das den Nachwuchs früh auf Bewährung in der Konkurrenz als Lebensprinzip festlegt,
  2. ihn mit der Lüge vertraut macht, dass Lebenserfolge und -misserfolge primär an ihrer Leistung hingen,
  3. ihn deshalb und mit dem dafür nötigen Selbstbewusstsein ausstattet,
  4. ihn mit dem Urteil malträtiert, dass die herrschende Ökonomie und Politik menschengerecht sei und allein die Freiheit der Bürger garantiere,
  5. und sie damit schließlich mit einer Nationalerziehung beglückt, deren Erfolge nicht nur bei Fußballweltmeisterschaften, sondern auch bei deutschen Kriegsbeteiligungen zu besichtigen sind.

All das soll gezeigt - und natürlich zur Diskussion gestellt - werden in einem**

Vortrag von Prof.Dr.Freerk Huisken

Freerk Huisken ist Professor im Ruhestand an der Universität Bremen mit dem Schwerpunkt Politische Ökonomie des Ausbildungssektors.

Termin

09.05.2023, 18:30 - 20:00 Uhr

Veranstaltungsort Lernwerkstatt, Haus 31, Halle Franckeplatz 1 06110 Halle